WeinHara ist nichts für schlichte Gemüter und biedert sich nicht an, eher Kunst als Pop, doch wiederum genug Pop um als Art-Pop zu gelten. Manchmal könnte sogar das Genre Anti-Pop verwendet werden, wie eventuell auftretende komplexe Songstrukturen oder z. B. das überdehnte grässliche Grinsen in dem Video zu „Bediene Die Maschine“ vermitteln, welches auch den Titel des Albums „2791972“ am Cover mitgestaltet. Ausgangspunkt für die Musik von WeinHara sind die Texte von Philipp Müller, die in Deutsch und Englisch verfasst sind und durchaus manchmal seine Wiener Herkunft hören lassen. Ironie, Symbolik und Wortspiel dienen dem Autor, die oft sehr ernsten Inhalte formulieren zu können. Ebenso ist ihm aber auch wichtig, den Horror unserer Zeit, so direkt wie möglich anzusprechen. Das Klangspektrum von WeinHara reicht von organisch rockend über funky bis hin zu elektronischen aber auch orchestralen und ätherischen Hörerlebnissen. In den Harmonien bewegt sich WeinHara eher durch dunkle Farben und bedient sich dafür gerne modaler Skalen, schwelgt vorwiegend im Elegischen, wirkt aber auch immer wieder tanzbar. Die Wurzeln von WeinHara liegen wohl im Progrock und Krautrock der 70er, dem Post-Punk bzw. der elektronischen Musik der 80er und dem Post-Rock und Cross Over der 90er.

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Foto: Jan Bruckschwaiger

Die Musikkarriere des Wiener Künstlers und ehemaligen Jugendarbeiters Philipp Müller begann bereits 1987 am Schlagzeug. Ab 1993 war er dann Sänger in Bands wie Sushi With Suzie und funkenflut, mit denen er durch die Jahrzehnte immer wieder Konzerte spielte CDs und sogar noch MCs veröffentlichte. Die ersten Skizzen für WienHara entstanden dann 2012 im Studio von Müller. Diese mussten dann aber noch bis 2015 warten als mit Alec Whittier Corwin als Co-Komponist – der u. a. mit Ernst Molden und Jon Moss von Culture Club arbeitete, die Produktion so richtig losging. Die erste digitale Veröffentlichung war der Song „Eutopia“ im Dezember 2015. Die EP „BDM-EP+“, die vier Songs – gemixt von Peter Zirbs, plus drei Bearbeitungen des Stücks „Bediene Die Maschine“ umspannt, erschien auch als limitiertes Vinyl auf Müllers eigenem Label Fair Art Pop Records im November 2018.

Da das für 2020 zur Veröffentlichung geplante Album „2791972“ von WeinHara aus vertriebs- und produktionstechnischen Gründen nicht vor 2022 veröffentlicht werden konnte, entschloss sich Philipp Müller seine ersten kompletten Eigenkompositionen als 3-Track-Single mit dem Titel „2020“ im April 2021 digital zu veröffentlichen. Aufgenommen und programmiert wurde das Material wie seit Anfang von WeinHara in Müllers Studio und alle Stücke wurden diesesmal auch von ihm gemixt. Jan Bruckschwaiger agierte bei dem Song “Baby Elephant Cluedo” beratend als Co-Produzent und Harald Artner – aka hart.sax, ist am Saxofon zu hören. Nach Bewältigung der Musik-Biz-Bürokratie und geduldigem Warten war dann die Odyssee Müllers geschafft und das wieder von Zirbs gemixte neun Titel umspannende digitale Album „2791972“ von WeinHara konnte Ende Sommer 2022 veröffentlicht werden.

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Von November 2018 bis Dezember 2019 spielte WeinHara einige Konzerte mit Anna Franziska Siglreitmeier an Trompete und Keyboard, Alec Whittier Corwin am Bass und Philipp Müller als Sänger und Backing Track-Operator. Doch mit Anfang 2020 stieg Siglreitmeier aus und Corona tat sein übriges, um nicht mehr an Konzerte zu denken. Whittier beschloss dann Wien im Oktober 2020 zu verlassen, um zu seiner Familie nach Florida, USA zurückzukehren. Nach der oben beschriebenen Studio- & Veröffentlichungsarbeit entwickelte Müller ab Jänner 2023 für WeinHara eine Solo-Performance für die Bühne, um am 28.09.2023 das erste Konzert seit Dezember 2019 zu spielen.